Mein Vater der Komiker

Geboren 4 Januar 1921 in Dresden

Lehre als Konditor und Pastetenbäcker - ursprünglich wollte er Jockey werden (er war klein 156 cm und wog 40 kg) das hätte gepasst, aber dann waren die beene zu kurz.

Im Krieg gewesen (SS Vergangenheit wird ihm 4 Jahre nach seinem Tod angelastet.) Es ist schwer zu glauben dass es wahr ist. Aber was wissen wir schon über die schlimme Zeit des Krieges??

Fest steht, dass er schon während des Krieges seine humoristische Ader entdeckt und seine Kameraden damit zum lachen gebracht hat.

Nach dem Krieg hatte man keine Verwendung für "Zuckerbäcker" und mit Pasteten war auch Essig, also besann er sich darauf dass die Leute von Bemme allein nicht leben können es muss och was zu lachen geben.

Am 11.11 1945 hat er dann vor der Artistenloge in der Dresdener "Skala" seine Komikerprüfung abgelegt und konnte sich fortan im Berufsausweis als Komiker bezeichnen.

Dresden wurde ihm zu "klein" er musste raus, gucken wo kann ich noch die Leute zum lachen bringen. So landete er 1947 in Leipzig, Schnell war der "Gleene mit der großen Kusche" Publikumsliebling. So trat er u.a. im "Eden" oder "Erdner Treppchen" auf. Bei einem seiner Auftritte lernte er dann auch meine Mutter kennen, 15 Jahre jung wurde sie sein größter Fan. Wo mein Vater auftrat in Leipzig war sie dabei. Mein Mutter wurde älter und interessanter für meinen Vater und zwischen Ihnen bahnte sich Liebe an, aus der 1955 ich entstand. Ende der fünfziger Jahre haben sich meine Eltern getrennt, aber die Verbindung zwischen mir und meinen Vater hielt lebenslang. Er war ein großzügiger Vater und mir fehlte es an nichts, oft nahm er mich zu Gastspielen mit und ich bin vor Stolz fast geplatzt wenn er die Menschen zum Lachen brachte. Am liebsten hätte ich jedem im Saal erzählt dass das mein Vater ist.

Ulli Busch öffnete ihm den Rundfunk, so dass er im Sender Dresden seine Sketche präsentieren konnte.
1959 entdeckte ihn das Fernsehen für die Sendung "Da lacht der Bär" mit Heinz Quermann. 1961 erster Auftritt im Friedrichstadtpalast.
Tourneen mit Horst Feuerstein und Bobby Böhlke gehörten auch dazu.
1968 spielte er im DEFA Film "Hauptmann Florian von der Mühle", mit Manfred Krug in der Hauptrolle, mit.

Mein Vater bekommt seine eigene Show "Hallo Eberhard " u.a. im Steintor Variete in Halle und tritt im alten Aeros "Haus der heiteren Muse" in der Sendung "Da liegt Musiken drin" mit Rainer Süß auf.
1976 spielte er den "Frosch in "Die Fledermaus" und im DEFA Film "Nelken in Aspik" u.a. mit Herbert Köfer, Erik S. Klein, Eva Maria Hagen, Armin Mueller- Stahl .

Aber, je beliebter er beim Volk wurde um so mehr hatten ihn die "Genossen" auf dem Kieker. Die Zensur seiner Sketche wurde immer härter.
Was er sagen durfte darüber hat niemand gelacht und worüber sein Publikum gelacht hätte das durfte er nicht sagen.

Das ganze Spiel kam einem Berufsverbot gleich, so dass er keine andere Möglichkeit mehr sah als im Westen zu bleiben zumal er ja wusste das es sein letzter Auftritt dortsein würde (manchmal denke ich man hat ihm das mit Absicht vorher gesagt um den Querulanten endlich loszuwerden) den mit "Knast" hatte man ihm auch schon gedroht.

Also Februar 1977 hat er den Sprung ins kalte Wasser gewagt und ist im Westen geblieben.

Rudi Carell hat ihn dann auch gleich in seine Sendung "Am laufenden Band" geholt.
Leider war sein Auftritt nicht von Erfolg gekrönt, den keiner hat meinen sächsisch nuschelnden Vater verstanden und das bedrückte Volk das froh über jeden politisch angehauchten Witz war, weil er die Missstände ans Licht brachte und das er vertrat , gab es im Westen nicht.

So schrieb er erst mal Sketche für ein "Verrücktes Paar" mit Harald Juhnke und Grit Böttcher und wirkte auch in dem einem oder anderen selbst mit. Langsam kamen auch kleine Nebenrollen z.B. im "Großstadtrevier" oder "St. Pauli Landungsbrücken" und bei den "Karl May-Spielen spielte er den Trapper Sam Hawkins und Tante Droll. 1980 spielte er im Film "Kreuzberger Liebesnächte", 1983 in "Plem Plem - die Schule brennt" und 1984 in "So lebten sie alle Tage".
Kurz vor der Wende spielte er wieder den "Frosch" diesmal im Theater des Westens.

Komischer Zufall auch vor seiner "Flucht" spielte er den "Frosch" damals in Rostock.

Nach dem Mauerfall kehrte er ohne lange zu überlegen in seine geliebte Heimat zurück. Für uns beide war es ein unbeschreibliches Erlebnis uns wieder in die Arme schließen zu können.

Aber er hatte auch ein wenig "Schiss" wie würde ihn sein ehemaliges Publikum aufnehmen. Hatte man ihn längst vergessen oder fühlten sich seine Fans in Stich gelassen von ihm durch sein verschwinden.

Mitnichten, im Gegenteil zum ersten "Tag der Sachsen" (Sein erster Auftritt nach seiner Rückkehr) war es als wäre er nie fortgewesen. Mensch was war er glücklich. Auftritte mit Herbert Köfer, Leni Statz, Wolfgang Röder folgten.

Obwohl er eigentlich schon damals ein kranker Mann war ließ er sich nichts anmerken, im Gegenteil er blühte noch einmal richtig auf und mobilisierte alles was er an Kräften hatte um sein geliebtes Haus am Scharmützelsee wieder zu bekommen. Was ihm auch gelang.

Vielleicht können Sie sich vorstellen was wir fühlten als wir wieder auf der Teerasse standen und auf den Scharmützelsee schauten, etwas was wir nie für möglich gehalten hatten war wahr geworden.

Wenn ich meinen Vater heute im Fernsehen sehe, habe ich das Gefühl er ist immer noch bei mir.
Ich genieße seine Sketche und Lieder wie den "König von Sachsen". Das war er wirklich: der Komikerkönig und er war und ist mein Vater.

Eberhard Cohrs-Der kleene mit der großen Gusche Eberhard Cohrs-Der kleene mit der großen Gusche Eberhard Cohrs-Der kleene mit der großen Gusche Eberhard Cohrs-Der kleene mit der großen Gusche Eberhard Cohrs-Der kleene mit der großen Gusche Eberhard Cohrs-Der kleene mit der großen Gusche Eberhard Cohrs-Der kleene mit der großen Gusche